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Empörungskultur der Christen

Nachdem die Olympischen Spiele 2024 nun zu Ende gegangen sind, ist das Thema – zumindest was das Bewusstsein der meisten Menschen anbelangt – vermutlich schon wieder aus den immer kürzer werdenden Kurzzeitgedächtnissen entfleucht.

Stichwort: Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2024 in Paris.
Konkret: Die Abendmahlszene.

Da ich kürzlich dieses Thema für das Editorial meines monatlichen Newsletters mit den christlichen Titeln des Monats geschrieben habe, entschloss ich mich, diesen Text auch hier als Blogbeitrag zu veröffentlichen. Manch einer mag das als “Recyclen” einordnen, aber wenn andere Youtube Tonspuren zusätzlich als Podcast veröffentlichen, dann nehme ich mir ebenfalls diese Freiheit.

Hier also der Text:

Mir scheint, dass mit dem Christentum alles gemacht werden darf. Verhöhnen, verspotten, verunglimpfen.

Widerspruch aus dem Lager der allzeit „toleranten und bunten Gesellschaft“? – Keine Spur. Sarkastisch sage ich: „War ja klar. Es wurden ‚nur‘ Christen verhöhnt. Hätte es sich dabei um Muslime, den Islam, Juden gehandelt: Ein nicht zu überhörender Aufschrei wäre durchs Land gegangen. Aber bei Christen und dem Christentum scheint dies alles keine Rolle zu spielen.“

Empörung und Aufschrei kamen daher nur von christlicher Seite. Durchaus zurecht.

Aber, wie leider nur allzu oft, auch dieses Mal wieder auf eine Art und Weise, die nicht dazu beiträgt, Sympathie und Mitgefühl zu wecken. Für mich taugen dagegen viele der Kommentare und Veröffentlichungen meist nur zum Fremdschämen.

Sollten wir uns nicht langsam daran gewöhnt haben, dass Christen eine besondere Rolle innehaben? Sie sind die geduldigen Schafe, mit denen man alles machen kann. Sie halten stets die andere Wange hin. Sie rotten sich nicht zu gewalttätigen Mobs zusammen, die prügelnd und brandschatzend durch Innenstädte ziehen. Also immer feste drauf. Mit „denen“ kann man es ja machen.

Wundern wir uns in der Tat darüber?

Das brauchen wir nicht. Jesus hat es uns längst angekündigt, verhöhnt und verspottet zu werden. Bis dahin folglich alles „ganz normal“.

Aber ich persönlich finde es schrecklich, wenn man „von den Christen“ immer nur „Empörung“ und „Dagegen“ und „böse Welt“ wahrnimmt. Oder wenn selbsternannte Evangelisten ungefragt die Menschen (verbal) attackieren und dies obendrein öffentlich ins Netz stellen. Sie meinen damit der Sache Jesu einen Gefallen zu erweisen. Und wenn sie dann (leider oft zu Recht) dem Gespött der Menschen ausgesetzt werden, „suhlen“ sie sich gar in der Opferrolle und sehen sich als „Märtyrer“.

Mit Verlaub: Das ist kein guter Dienst für die Sache Jesu.

Als „Salz und Licht dieser Welt“ dürfen und sollen wir in die Welt gehen. Trotz Allem sind wir Teil von ihr. Wir sind nicht gezwungen alles mitzumachen. Wir müssen nicht alles „toll“ finden. Sicher nicht. Wir dürfen Standpunkte vertreten. Wir dürfen unsere Ansichten mitteilen. Sollen wir auch.

Doch wenn ich einen Gesprächspartner von vornherein nur „angreife“ und „verurteile“ – was ohnehin letztlich nur dem Herrn selbst obliegt – darf ich mich dann wundern, dass es immer Konfrontation und Ablehnung gibt?

„Salz“ ist anders. Es legt sich auf das Fleisch. Es löst sich sogar auf, um in es einzudringen. Und dann setzt es seine Würzkraft von innen heraus, leise und ohne Tamtam frei. Dem Fleisch sieht man es von außen nicht an. Aber sobald man davon kostet, wird man es wahrnehmen.

Ja, dieses Vorgehen hat beinahe etwas Perfides. Aber es funktioniert bestens. Und wenn wir Christen „listig wie die Schlangen“ sein sollen, gehen wir dann nicht falsch vor, wenn es, wie in den obigen Beispielen beschrieben, abgeht?

Wenn solche Verunglimpfungen wie bei der Eröffnungsfeier der Olympiade stattfinden, können wir das Aushalten und die „andere Wange“ hinhalten.

Aber wir dürfen (und müssen) auch ganz klar Stellung beziehen. Wir dürfen sagen, das, was dort abgeht, unsere Gefühle verletzt. Da nehmen wir das gleiche Recht in Anspruch, wie die „anderen“ Empörungsgesellschaftsteile, welcher Couleur sie auch immer sein mögen.

Doch wir unterscheiden uns darin, dass wir Kritik sachlich und auf eine Art und Weise vortragen, die uns nicht noch mehr dem Hohn und Spott aussetzen. So gern wir auch unseren Frust laut herausschreien wollen. Das machen andere schon zur Genüge. Und ja: Meist werden die lauten Schreier besser wahrgenommen.

Ich bin der Überzeugung, dass weniger schreiender Protest, der dagegen fundierter und an den richtigen Stellen platziert wird, mindestens genauso effektiv ist.

Und dann brauchen wir uns nicht fremdzuschämen, weil wir ebenfalls Christen sind.

Euer diesmal nachdenklich gewordener

Andreas König

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Andreas König

Blogger, Freelancer, ehem. Buchhändler. Interessiert. Selbstdenker.

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