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Der Kalif

Der Kalif Book Cover Der Kalif
Clay Jacobsen
Thriller
SCM Hänssler
Juli 2015
Paperback
352
9783775156707

Die Chance seines Lebens: Der Journalist Mark Taylor darf den selbst ernannten Kalifen Sa'id interviewen; der Chef der Terrororganisation Dschihad al-Scharia lädt ihn nach Nordsyrien ein. Mark weiß, dass er sein Leben aufs Spiel setzt, besonders, wenn er mit der CIA zusammenzuarbeitet, um Dschihad al-Scharia das Handwerk zu legen. Er entscheidet sich - und gerät in tödliche Gefahr. Ein packender, hochaktueller Thriller.

“Der Kalif” – “Das klingt interessant”, dachte ich, als ich den Tiel das erste Mal in der Verlagsvorschau von SCM Hänssler sah. Mittlerweile habe ich das Leseexemplar erhalten und das Buch selbst liegt natürlich bei uns im SCM Shop Fallersleben bereit.

Wie ich erfahren habe, wurde der Thriller von Clay Jacobsen bereits vor ca. 11 Jahren unter dem Titel “Interview mit dem Bösen” veröffentlicht. Wer dieses Buch also schon 2004 gelesen hat, bekommt mit “Der Kalif” keine neue Ware vorgesetzt. Leider hat es der Verlag versäumt, darauf hinzuweisen. Besonders, wenn das Buch bei der Neuauflage einen anderen Titel erhält, wäre das fair gewesen.

Doch egal. Ich kannte weder “Interview mit dem Bösen” noch “Der Kalif”. Also machte ich es mir bequem und startete in Erwartung eines zeitgenössischen Thrillers mit aktuellem politischen Bezug und christlicher Botschaft – schließlich kam das Buch von SCM Hänssler – mit dem Lesen.

Meine Erwartungen wurden nicht erfüllt.

Sie wurden übertroffen!

Clay Jacobsen hat es geschafft, die aktuellen politischen Ereignisse in Sachen islamistischen Terrors und westlicher Welt in einem gut geschriebenen und spannenden Thriller zu vereinen. Dabei ist ihm die Gratwanderung gelungen, kein simples Schwarz-weiss Bild zwischen dem “guten Westen” und dem “bösen Islam” zu malen. Jacobsen schafft es in meinen Augen, sowohl das irrsinnige Verhalten von terroristischen Aktionen zu beschreiben, als auch die möglichen Beweggründe für ein solches Verhalten darzulegen, ohne dabei Schönfärberei zu betreiben. In der muslimischen Welt gibt es, wie in der christlichen Welt auch, “solche und solche”. Vielen Muslimen ist der Glaube und Religion einfach nicht so wichtig, wie anderen. Sie beten “auch mal” und gehen an den hohen Feiertagen auch mal in die Moschee. Aber ansonsten, lassen sie Mohammed einen Propheten sein und leben ihr Leben, wie alle anderen Menschen auch. So kennen wir das bei Christen ebenfalls: “Kirche? – Ja, zu Weihnachten. Das ist ok. Aber sonst? – Och nööhhhh… Und überhaupt: Religion…. bringt mir nichts.”

Wie gesagt: es gibt auf allen Seiten eben “solche und solche”.

So wie in “Der Kalif”.

Da ist Mark Taylor, Fernsehjournalist. Er soll Ahmad Hani Sa’id, Führer des Dschihad al-Scharia und meistgesuchten Terroristen der Gegenwart exklusiv interviewen. Sa’id ist verantwortlich für eine große Terrorattacke auf amerikanische Footballstadien, bei der viele Tausend Menschen ums Leben gekommen waren. Sa’id ist also quasi der “Osama bin Laden” des Romans. Allerdings sind zwei Dinge seltsam an der ganzen Sache: erstens hat Sa’id selber den Wunsch geäußert an einem geheimen Platz seiner Wahl dieses Exklusivinterview zu geben und zweitens verlangt er ausdrücklich nach Mark Taylor als Journalisten für dieses Ansinnen.

Niemand kann sich erklären, warum gerade er dieses Interview führen soll. Dennoch entschließt sich Mark, den Auftrag anzunehmen, in die Türkei zu fliegen, um von dort aus nach Syrien zu Sa’id gebracht zu werden.

Die alles abhörenden Behörden der USA wie CIA und NSA bekommen natürlich Wind von der Geschichte und nehmen umgehend mit Mark Kontakt auf. Sie wollen ihn auf ihre Seite ziehen, um Sa’id zu fassen, besser noch zu töten. Mark gerät in einen Konflikt: seine Ehre als Journalist und Christ verbieten es ihm, als Handlanger eines Mordkommandos zu dienen und als Amerikaner würde er es natürlich gern sehen, wenn Sa’id aus dem Verkehr gezogen werden würde. Vor diesem Hintergrund wird die ganze Interviewaktion auf einmal sehr gefährlich.

Hinzu kommt, das Marks Frau Tracy gerade erfahren hat, dass sie ein Kind erwartet, diese Neuigkeit Mark aber noch nicht mitteilen konnte. Umso mehr Sorgen macht sie sich um ihn. Schließlich kommt heraus, dass es einen handfesten Grund gibt, warum Sa’id ausgerechnet Mark als Journalisten haben wollte. Hat Mark selbst Verbindungen zu Dschihad al-Scharia?

Und dann ist da noch Fazul. Ein junger Muslim in den USA, der zum “wahren Glauben” gefunden hat und sich mit Menschen abgibt, die seinen Glauben offensichtlich für bestimmte Zwecke ausnutzen wollen. Seine Eltern sind ahnungslos nur seine Schwester ahnt Schlimmes.

Der Kalif” ist ein spannendes Buch, keine Frage. Beim Lesen hat man das Gefühl einen Film zu sehen, in dem schnell zwischen den Handlungsorten gewechselt wird und so nach und nach die Handlungsstränge zusammenlaufen. Das ist ein Stilmittel, das dem ganzen Tempo gibt und keine Langatmigkeiten aufkommen lässt.

Lobend erwähnen muss ich an dieser Stelle noch einmal die “Ausgewogenheit” mit der Clay Jacobsen die unterschiedlichen Charaktere schildert. Den besessenden und falschen Sa’id. Den zwischen christlicher Nächstenliebe und patriotischen Rachegefühlen stehenden Mark Taylor. Den eiskalten CIA Agenten, der bereit wäre sich selbst zu opfern, um Sa’id zu töten. Den suchenden Fazul, der von Islamisten beeinflusst und missbraucht wird und schließlich Marks Frau Tracy, die schwanger ist und vor Angst vergeht, weil Mark von seinem Auftrag nicht zurückkommen und sein Kind niemals sehen könnte.

Ich selbst habe während der Lektüre von “Der Kalif” eine ganze Menge über die Unterschiede zwischen dem Islam um dem Christentum gelernt. Beide Religionen können bzw. wurden schon von Menschen für ihre Ziele missbraucht. Zum Beispiel die Kreuzzüge und die Hexenverbrennungen waren Abwege der Christenheit, die sich mit der Bibel nicht vereinbaren lassen. Die Christen haben daraus gelernt, wie ich hoffe. Und im Islam wie im Christentum gibt es die volle Bandbreite der Religion, von “lasch und fade” bis “extremistisch”. Pauschalverurteilungen sind also falsch am Platz.

Dennoch muss ich festhalten, dass die Welt noch nie etwas von christlichen, jüdischen oder buddhistischen Selbstmordattentätern gehört hat. Das gibt mir persönlich natürlich doch sehr zu denken.

Und so wünsche ich mir, dass in der islamischen Welt die Strömungen, die den Islam als eine friedliche Religion darstellen, endlich einmal aufstünden und diese Behauptung durch konsequente Verurteilung der extremistischen Auswüchse dieses “friedlichen Islams” und ein ebenso konsequentes in die Schranken weisen der Islamisten untermauern würden. Dann werden auch sie glaubwürdig.

Wie gesagt: ich habe noch nie von einem christlichen, jüdischen oder buddhistischen Selbstmordattentäter gehört.

Euer von “Der Kalif” begeisterter, aber dennoch nachdenklicher

Andreas

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Andreas König

Blogger, Freelancer, ehem. Buchhändler. Interessiert. Selbstdenker.

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