Schneider, Daniel
Sachbuch
SCM Hänssler
Januar 2017
Klappenbroschur
176
9783775157582
Trennung – ein Tabu in christlichen Kreisen? Daniel Schneider hat Menschen besucht, die offen über ihre Scheidung reden. Er möchte verstehen, warum Beziehungen scheitern und wie Menschen mit diesem Lebensbruch umgehen. Die Gespräche haben es in sich, sind schonungslos und inspirierend, bieten Ihnen wertvolle Erkenntnisse und manchmal bleiben Fragen offen. Eins gilt jedoch immer: Gerade in gescheiterten Beziehungen wird die Liebe Gottes zu uns Menschen sichtbar! Ein wichtiges Buch, nicht nur für Betroffene, sondern für alle, denen eine gute Ehe eine Herzensangelegenheit ist.
“Hört sich interessant an!”, dachte ich mir, als ich Daniel Schneiders Buch “Tabu Trennung” in der Vorschau erblickte. Und da ich mit diesem Thema ja (leider) vertraut bin, war es klar, dass ich es lesen würde.
Das habe ich jetzt getan.
Daniel Schneider spricht in diesem Buch mit den unterschiedlichsten Menschen, die zum Thema “Trennung” etwas zu sagen haben. Und nicht einfach nur, weil es schlaue Menschen sind, sondern weil sie am eigenen Leibe erfahren haben, was Trennung bedeutet. Jeder geht damit natürlich anders um. Das machen die Interviews recht deutlich.
Und zwischen den Interviews macht sich Daniel Schneider auf Grund des Gehörten so seine eigenen Gedanken, kommt ins Nachdenken und teilweise auch ins Umdenken.
Niemand trennt sich (i.d.R.) “mal einfach so”. Jede Trennung hat eine eigene Geschichte. Hier irgendetwas Verallgemeinern zu wollen, wäre der falsche Weg um mit solchen Situationen korrekt umzugehen. Und wie der Titel des Buches schon andeutet, ist Trennung heute zwar (leider) fast schon alltäglich, aber es wird nicht wirklich offen darüber geredet. Doch, wie gesagt, jede Trennung hat ihre eigene Geschichte.
Und Verurteilen? Steht uns das zu? Und so schreibt Daniel Schneider, nach dem er Paulus mit seinem “Prüft alles…” zitiert hat: “Dieses Prüfen impliziert eine konkrete Auseinandersetzung mit den verschiedensten Themenbereichen. Erst dann erfolgt eine Entscheidung. Die jeder selbst treffen muss und die nicht als Gesamtmeinung einer ganzen Gruppe oder Gemeinde durchgedrückt werden darf.” In Allem dürfen wir auf Gott, dem Erfinder der Beziehung, vertrauen. “Er sieht immer den Einzelnen. Er macht sich die Mühe, genau hinzugucken. Ins Herz. Und er erwartet von uns, dass wir mit uns genauso umgehen. Genau hischauen. Denn oft ist es auf den ersten Blick gar nicht so klar, was richtig und falsch, was gut und was nicht so gut für uns und unsere Beziehung ist.“, schreibt er weiter.
Das bedeutet nicht, dass wir jede Einstellung zum Thema Beziehung einfach akzeptieren müssen. Nein, wir dürfen uns auch damit auseinandersetzen und durchaus eine andere Meinung vertreten. Aber verurteilen steht uns nicht zu. Das wird Gott alles richten. Er schaut eben tiefer.
Schließlich kommt Daniel Schneider zu dem Schluss: “Ja, Gott möchte grundsätzlich, dass zwei Menschen, die Ja zueinander gesagt haben, ein Leben lang zusammenbleiben und dass Ehen geschützt werden. Aber er sagt nicht ‘Auch wenn es gar nicht geht, nach allen Bemühungen: Ihr müsst zusammenbleiben, koste es, was es wolle‘. Vor allem dann nicht, wenn Gewalt, Alkohol, andere Süchte oder Krankheiten im Spiel sind. Geschiedene Menschen sind keine Menschen/Christen zweiter Klasse. Sie sind auch nicht weniger gesegnet. Sie haben keinen Makel vor Gott! Wer das nur schwer akzeptieren kann, sollte noch mal sein persönliches Gottesbild überprüfen.” Und Daniel Schneider schließt sich darin mit ein.
Aber bitte das obige Zitat jetzt nicht als Schönreden von Ehebruch o.Ä. ansehen! Das ist noch mal ein anderes Thema, nämlich “Schuld und Sünde”. Hier geht es erst einmal “nur” um geschiedene Menschen.
“Tabu Trennung” bietet keine Lösungen für die Probleme, die zur Trennung einer Ehe führen können. Es redet auch nichts schön oder verharmlost. Es macht einfach mal, mit Hilfe seiner Gesprächspartner, eine kleine Bestandsaufnahme und plädiert dafür, genau hinzuschauen, bevor wir die Verurteilungskeule herausholen und schwingen.
Ich persönlich fand “Tabu Trennung” gar nicht mal so sehr wegen der Interviews im Buch lesenwert. Mich sprachen vielmehr die persönlichen Gedanken des Autors zwischen den Gesprächen an. Und besonders hängen geblieben ist mir eine Passage zum Thema Bibel: “Das wirklich Zauberhafte an der Bibel ist nicht die Unfehlbarkeit des Wortes Gottes, sondern die Möglichkeit, in jeder Lebenssituation etwas Relevantes und Individuelles zu entdecken.“
Recht hat er.
Bis demnächst
Andreas