Tomas Sjödin
Sachbuch
SCM Hänssler
Januar 2016
Gebunden
192
9783417266726
Ruhe, was ist das eigentlich - und wie kann man sie wirklich finden? Diese Fragen lassen den schwedischen Pastor und Schriftsteller Tomas Sjödin nicht los. Er beginnt darüber nachzudenken und zu beobachten, er reist und experimentiert - immer auf der Suche nach dem, was wir herbeisehnen, um es dann doch oft nur mit schlechtem Gewissen zu genießen. Ruhe ist die Abwesenheit von Arbeit, aber sie bedeutet nicht Untätigkeit und erst recht nicht Langeweile. Sjödin entdeckt das tiefe Geheimnis der Ruhe, denn sie steht nicht am Ende, wenn wir ermattet und zu nichts mehr fähig sind. Sie ist der Anfang von allem!
“Stell dir vor, du tust nichts und die Welt dreht sich weiter.”
So ist das Buch von Tomas Sjödin “Warum Ruhe unsere Rettung ist” untertitelt.
Auf den ersten Blick möchte man meinen, da spricht einer, der die Arbeit nicht gerade erfunden haben könnte. Oder auch landläufig gesprochen: “Ein fauler Hund!”
Doch ist nur auf den ersten Blick so. Denn tatsächlich ist “Warum Ruhe unsere Rettung ist” ein großes Plädoyer für den Sabbat. Also den Ruhetag in der Woche. Ja, es gibt natürlich immer wieder Meinungsverschiedenheiten, ob dieser Sabbat nun ein Samstag oder ein Sonntag zu sein hat. Wer mag, darf gern darüber streiten.
Ich, für mir meinen Teil, erlaube mir den Sinn hinter dem dritten Gebot herauszufiltern. Und dieser lautet für mich: Sechs Tage sollst du arbeiten und am siebenten sollst du ruhen.
Denn wenn ich das Gebot Gottes so ernst nehme, wie es einige Mitmenschen tun, dann dürften am Sonntag (oder am Samstag, je nach dem) keine Kranken gepflegt, Verbrechen verhindert oder Brände gelöscht werden. Der Sabbat ist ja schließlich – und das hat Jesus selbst gesagt – um des Menschen willen gemacht. Soll also heißen: es ist einfach gut für den Menschen, wenn er nach einer sechstägigen Schaffensperiode, einen Tag ausruht und…. “nichts tut”, werden nun viele sagen.
Tomas Sjödin zieht hier eine schärfere und, wie ich finde sehr schön und einleuchtende, Abgrenzung. Er sagt, das der Mensch durchaus auch am Sabbat “etwas tun” kann. Er soll nur nichts “schaffen”. Denn Gott, nachdem er sechs Tage lang “geschaffen” hatte (Tag und Nacht, Wasser und Land etc.), ruhte am siebenten Tag (vom Schaffen) aus und “sah das es gut war”. Was machte er also?
Er trat einen Schritt zurück (um mal diese Metapher zu gebrauchen) und betrachtete sein Werk, er genoss die Früchte seines Tuns.
Diesen Gedanken fand ich durchaus inspirierend. Denn das erlaubt mir, am Sonntag, einfach zu “genießen”, was ich mit Gottes Hilfe habe “schaffen” können bzw. was ich von ihm geschenkt bekommen habe. Dann darf ich zwar “etwas tun”, aber dieses Tun ist keine zielgerichtete Arbeit mit z.B. Erwerbscharakter. Sondern wenn ich z.B. ein Modell baue oder Wandern gehe, dann entspanne und erhole ich mich.
Das ist der Sabbat.
Und wenn ich diese “Ruhe” einhalte, kann ich an einem Wochenende soviel auftanken, dass ich getrost in die kommenden Woche gehen kann. Ich habe gute Vorsorge getroffen gegen Stress und Leistungsdruck. Dann ist Ruhe tatsächlich “meine Rettung”.
Tomas Sjödin geht in “Warum Ruhe unsere Rettung ist” natürlich noch viel detaillierter auf die Thematik ein. Interessant sind beispielsweise die Sabbatriten des Judentums, die er einer genauerer Analyse unterzieht. Viele von ihnen waren mir persönlich gar nicht bekannt. Und vor allen Dingen, die Absichten, die hinter ihnen stehen, macht der Autor auf unterhaltsame Weise transparent.
Ich habe “Warum Ruhe unsere Rettung ist” mit Genuß und Gewinn gelesen und kann es jedem empfehlen, der sich auch des Öfteren einmal fragt: “Was mache ich eigentlich die ganze Woche und womit verschwende ich mein Wochenende, dass ich den Montagmorgen im Grunde genommen hasse?”
Lest mal “Warum Ruhe unsere Rettung ist”. Das ändert den Blickwinkel!
Euer Andreas