Leseprobe Patricia Kelly
Biografie
adeo
Mai 2017
Gebunden
376
Patricia Kelly, Mitglied der legendären Kelly Family, erzählt aus ihrem aufregenden Leben. Schon als 5-Jährige stand sie auf der Bühne. Rund 20 Jahre reiste die Kelly Family als Straßenmusiker durch die USA und Europa, bevor ihnen 1994 der große kommerzielle Durchbruch gelang. Anfang der 2000er-Jahre löste sich die Gruppe auf. Ihr Comeback verkündete die Kelly Family Ende 2016 mit mehreren Konzerten, die innerhalb kürzester Zeit ausverkauft waren, und einem neuen Album.
Ich erinnere mich noch gut an die 90er Jahre. Da war eine kinderreiche Familie überall unterwegs, tauchte in den Medien auf und überall hörte man ihre Lieder.
Grundsätzlich ist das erst mal nichts Besonderes, denn auch in den 90er Jahren gab es, so wie heute auch, immer mal wieder eine Hype für oder auch gegen Personen oder Gruppen des öffentlichen Lebens. In den 60er Jahren kreischten alle nach den Beatles oder hingen der “Gegenfraktion”, den Rolling Stones an. In den 70er Jahren sorgten Deep Purple und Jethro Tull für volle Stadien, Fans der Bay City Rollers “bekriegten” sich mit den Fans von The Sweet. Die 80er Jahre sind anscheinend etwas an mir vorbei gegangen. Vermutlich war ich mit anderen Dingen beschäftigt oder hörte einfach noch immer die Musik der 70er. Depeche Mode, U2 und Konsorten nahm ich zwar wahr, aber das war es dann auch schon.
Mea culpa all denen gegenüber, die mit der Musik der 80er Jahren aufgewachsen sind.
Doch jene kinderreiche irische Familie, die “singenden Yaks”, die “Hippie-Familie”, die “langhaarigen Straßenmusikanten in second Hand Klammotten” spaltetten irgendwann die Nation. Ähnlich wie die Bild Zeitung: niemand las sie, aber alle wußten, was in ihr stand. Genauso mit der Kelly Familie: alle lästerten über sie, aber jeder Pfiff ihre eingängingen Melodien auf der Straße.
Wir sind schon seltsam, wir Menschen, nicht wahr?
Und so nahm ich die Kellys eben zur Kenntnis, wie alles andere, was so durch die Medien geisterte. Ja, ganz nette Lieder. Bisschen schräg, die Truppe. Aber was soll’s?
In den letzten Jahren nahm ich die Kellys verstärkt wahr. Sie brachten eine CD und eine DVD zum Thema “Stille Nacht” heraus. Aha, dachte ich, die üblichen Weihnachtsveröffentlichungen. Kommen immer gut, verkauft sich gut, macht sich gut.
Dann las ich zufällig etwas über Paddy Kelly, der einige Jahre im Kloster verbracht haben sollte. Und jetzt machte er christliche Popmusik(?)
Als christlicher Buchhändler, wurde ich (natürlich) darauf aufmerksam. Hinter diesen “langhaarigen Typen im Schlabberlook” steckte wohl doch etwas mehr, als man so von außen wahrnehmen konnte. Ich hatte in den letzten Jahren ohnehin vermehrt erfahren (dürfen), dass die äußere Erscheinung und das Innere eines Menschen nicht unbedingt korrelieren mussten.
Nun erfuhr ich Anfang diesen Jahres, dass eine gewisse Patricia Kelly, ein Mitglied ebendieser “singenden Yak-Familie” eine Biografie geschrieben hatte, die im christlichen adeo Verlag erscheinen sollte: “Der Klang meines Lebens”.
Diese hübsche, blondgelockte Frau im roten Kleid hatte irgendwie gar nichts mehr mit den zerlumpten Vagabunden zu tun, die sich mir so ins Gedächtnis gebrannt hatten. Das machte mich neugierig und ich orderte das Buch für unseren Shop. Und natürlich ließ ich mir vom Verlag eine Leseexemplar geben, denn ich wollte mehr erfahren.
Nun steht das Buch schon seit ein paar Wochen in unserem Neuheitenregal, doch das Leseexemplar lag bei mir rum. Zuviel andere Dinge waren zu erledigen gewesen und ein paar andere Bücher kamen mir “in die Quere”.
Gestern, Samstag, habe ich mir “Der Klang meines Lebens” endlich geschnappt und habe mich nach dem Mittagessen damit auf mein Sofa begeben. Zwischendurch hielt ich ein Nickerchen, abends waren wir auch noch drei Stunden unterwegs. Doch, was soll ich sagen, als ich gegen 23.00 Uhr mein Licht ausmachte, hatte ich das knapp 300 Seiten starke Buch “gefressen”.
Ich kann das nicht anders beschreiben. Angefangen, hängengeblieben und zu Ende gebracht. – Und mich (ein wenig) darüber geärgert, dass ich es hatte so lange liegen lassen.
“Der Klang meines Lebens” von Patricia Kelly ist eine der besseren Biografien, die ich in den letzten Jahren gelesen habe. Und ich lese schon ein paar pro Jahr. Diese “seltsame” Kelly Familie mal hinter den Kulissen zu betrachten, war wirklich hochinteressant. Dabei ging es gar nicht mal so sehr um den ganzen Clan, sondern wirklich um Patricia. Sicher kann man das Eine nicht vom Anderen trennen, aber Patricias Geschichte steht im Vordergrund. Das war auch zu erwarten, denn es ist schließlich ihre Biografie.
Patricia Kelly berichtet in chronologischer Reihenfolge aus ihrem Leben. So nimmt sie uns mit auf den Lebensweg einer Frau, die ein so ganz anderes Leben führte, als alle anderen von uns. Von ihren Anfängen in Spanien, ihrer Liebe zur Musik und ihrem Ehrgeiz schon als kleines Mädchen mit den Eltern und Geschwistern gemeinsam zu singen und zu musizieren.
Sie berichtet davon, wie es dazu kam, dass die Familie zu Straßenmusikern und “Vagabunden” wurde. Sie beschreibt was das “Heilige Herz Jesu” bei ihr bewirkte. Sie erzählt vom frühen Tod ihrer Mutter, ihrem liebevollen Vater, der die Familie durchbrachte.
Patricia erzählt von ihrer schmerzhaften Krankheit, von ihren Wutausbrüchen, ihrer “Flucht” aus diesem alles überschattenden Prominentenleben. Sie schreibt über ihren Glauben, dem Eintritt ins Kloster, ihrer großen Liebe, dem Brustkrebs und ihren beiden Söhnen.
“Der Klang meines Lebens” ist eine sehr ehrliche und sehr persönliche Biografie. Keine Beweihräucherung der eigenen Person. Offen, ehrlich und authentisch durfte ich etwas über die Freuden und Leiden einer letztlich doch starken Frau erfahren, die Höhen und Tiefen des Lebens kennengelernt hat. Einer Frau, die tief in ihrem katholischen Glauben verwurzelt ist und der sie, durch die persönliche Beziehung zu Jesus Christus, durch all diese Zeiten getragen hat und auch heute noch immer trägt.
“Der Klang meines Lebens” ist eine lesenswerte Biografie. Sie zeigt, dass hinter den Figuren im Rampenlicht echte Menschen stecken, die Herausforderungen haben, die den unseren in nichts nachstehen. Ganz im Gegenteil. Sehen sie sich doch durch die Glamourwelt des Showbusiness noch ganz anderen Herausforderungen und Anfechtungen gegenüber, die sie als Person selbst in den Abgrund reißen können.
Alkohol, Drogen und Eskapaden, wie sie von so vielen Promis zu hören sind, sind an den Kellys vorrüber gegangen. Die Werte, die der Vater seinen Kindern vermittelte und vorlebte, trugen Früchte. Und der Glaube trug und trägt Patricia Kelly und andere Mitglieder der Familie durchs Leben.
Berührend, offen, ehrlich. Beste Leseempfehlung meinerseits.
Bis demnächst
Andreas