DVD
Sie sollte abgetrieben werden und überlebte Eigentlich müsste Hannahs Leben rundum perfekt sein: Ihre Eltern lieben sie, ihr bester Freund Jason steht fest an ihrer Seite, und sie hat endlich die Hauptrolle in der Theateraufführung ihres Colleges ergattert. Doch tief in ihrem Innern spürt die junge Frau, dass etwas mit ihr nicht stimmt. Eines Tages erfährt sie die Wahrheit über ihre Identität: Sie wurde nicht nur adoptiert, sondern überlebte ihre eigene Abtreibung. Wütend und verunsichert macht Hannah sich mit ihrem besten Freund Jason auf die Suche nach ihrer leiblichen Mutter. Wird sie sie finden? Wie wird die Mutter reagieren? Und was wird aus Hannah und Jason?
Da nimmt man als Darstellerin an einer Theateraufführung teil und bricht zusammen. Asthma hat man ja eh schon und als Kind eine heftige Hüftoperation. Und dann erzählt einem der Arzt im Krankenhaus, dass alle gesundheitlichen Unstimmigkeiten letztlich etwas mit der eigenen Psyche zu tun hätten, mit einem Trauma aus frühester Kindheit. Der Haken an der Sache ist nur, dass einem solch ein Trauma gar nicht bewusst ist. Selbst die Hüftoperation kennt man nur aus den Erzählungen.
Doch dann kommt der dicke Hammer: die Eltern, zu denen ein so inniges Verhältnis besteht – besonders zum Vater – stellen sich als Adoptiveltern heraus. Und damit nicht genug: die Frau, die einen geboren hat, also die leibliche Mutter, wollte einen eigentlich abtreiben lassen. Doch man hat überlebt!
Das alles klingt wie aus einem schlechten Schauerroman. Aber es basiert auf tatsächlichen Begebenheiten. Bis dato war es mir neu, dass Kinder ihre eigene Abtreibung überleben können. Aber es scheint wirklich möglich zu sein.
Diese Thematik greift der neue Film October Baby auf, der Anfang Januar im SCM Shop eintraf, nachdem ich ihn schon lange vorher bestellt hatte, weil der Plot sehr interessant klang.
Die hypothetische Einleitung von eben ist allerdings für die Hauptdarstellerin des Films keine Hypothese, sondern die reale und harte Wirklichkeit. Von Astma und Depressionen geplagt, erfährt die junge und sehr hübsche Hannah (richtig gut gespielt von Rachel Hendrix), das ihre leibliche Mutter sie abtreiben wollte und sie diesen Eingriff überlebt hatte. Und das wiederum ist das Trauma, zu dessen Verarbeitung ihr der Arzt rät.
Hannah reagiert richtig sauer auf ihre Eltern (Adoptiveltern) und fühlt sich um ihre Identität betrogen. Nun möchte sie herausfinden, wer sie wirklich ist. Sie will ihre leibliche Mutter aufsuchen.
Zusammen mit ihrem Jugendfreund (nur Freunde!) aus Kindertagen, Jason und einer kleinen Gruppe Studenten macht sie sich mit einem alten VW Bus auf den Weg. Ihr Adoptivvater ist natürlich sauer auf sie, denn sie ist noch nicht volljährig. Doch sie geht ihren Weg und erfährt noch mehr Dinge über sich, die das eingangs Erwähnte noch einmal toppen sollen. Mehr verrate ich an dieser Stelle allerdings nicht, denn das würde doch die Spannung aus Allem heraus nehmen.
Alles in allem ist OctoberBaby trotz des wirklichen “harten Stoffes” (FSK 16 wurde vielleicht etwas zu voreilig vergeben, aber FSK 12 wäre wiederum zu wenig gewesen. Deutsches System eben). Also OctoberBaby ist dennoch ein schöner Film. Glaubwürdige Charektere, sehr gut gefilmt und mit teilweise richtig schönen und stimmungsvollen Aufnahmen versehen, ist er ein echtes Hightlight der “christlichen Filmszene”.
Jeder, der gut gemachte Filme mit Tiefgang mag und sich auch vor “gruseligen” Themen wie Abtreibung nicht scheut, sollte sich October Baby anschauen. Doch allein das Anschauen und sich ein dreiviertelstunden lang berieseln lassen, wäre für diesen Film zu wenig. So lernt man etwas über die Möglichkeit Abtreibungen zu überleben (ich finde das auch jetzt noch irgendwie widersprüchlich), über die Suche nach der eigenen Identität und über Vergebung. Über die Kraft der Vergebung wird immer wieder geschrieben und es werden Filme gedreht. Vergebung ist eine starke Kraft. Für beide Seiten: für den Vergebenden und dem, dem vergeben wird. Und die Einstellung zu Abtreibungen (ich weiss, das ist heikel) wird sich auch ändern, da October Baby dieses Thema quasi aus der Sicht der unmittelbar Betroffenen zeigt. Und damit ist nicht Hannah gemeint, sondern auch ihre leibliche Mutter.
Eine Empfehlung noch zum Schluss: sobald der Abspann des Filmes beginnt, schaltet bitte nicht gleich ab. Ein richtiger Hammer, wie ich finde, kommt nämlich erst dann!
Bis demnächst
Andreas