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Ist das Wokeness oder einfach nur literarische Zensur?

Klassiker der Weltliteratur werden von woken Übersetzern und mit Billigung der Verlage verstümmelt.

„Wem die Stunde schlägt“. Wer hat noch nicht davon gehört? Preisgekrönte Weltliteratur, die „man gelesen haben muss“.

Ja, ich gebe zu, den großen Roman Hemingways noch nicht gelesen zu haben. Darum wurde es höchste Zeit dafür. Zumal Ende 2022 eine neue Übersetzung erschienen war.

Nachdem ich mich eingelesen hatte, kam dann jedoch das große Erwachen. Mitten in einem Satz stand plötzlich „Schimpfwort“. Und wenig später „nicht druckreif“. Zuerst dachte ich, dass ich etwas inhaltlich nicht verstanden hatte. Doch schon schnell merkte ich, dass es nicht an mir lag.

Eine kurze Recherche später war klar: der „preisgekrönte“ Übersetzer der Neuübersetzung von „Wem die Stunde schlägt“ hat alle Schimpfworte aus dem Text weggelassen.

Das musste ich erst einmal sacken lassen.

Würde ein Restaurator den freiliegenden Nippel von Botticellis Venus mit einem Smiley übermalen? Müsste dann nicht auch Dawids Schniepel mit einem Tuch abgehängt werden? Und was ist mit den zahllosen Filmen und Serien, die hochgelobt und gehyped werden und in denen jeder zweite Satz „Fuck“ oder / und „Scheiße“ und Schlimmeres enthält? Müsste das nicht auch alles verschwinden?

Wer so etwas fordert, dürfte sich einem Shitstorm sonder gleichen ausgesetzt sehen.

Um es klar zu stellen: ich bin weder ein Freund von unflätigen Schimpfworten und noch weniger von „cooler“ und grober Gewaltdarstellung, wie sie – besonders in Filmen – scheinbar widerspruchslos hingenommen und als „cool“ verkauft wird.

Wie arrogant muss man als Übersetzer eigentlich sein, das Werk des Autors „verbessern“ zu müssen?

Das ist nicht nur arrogant. Das ist anmaßend und frech. Und das ist, mit Verlaub, auch nicht die Aufgabe einer Übersetzung. Es ist eine Übersetzung. Weder eine Neuschreibung, noch eine Interpretation und schon gar nicht eine Veränderung des Ausgangswerkes.

Geht’s noch?

Als Leser oder Leserin brauche ich keine Literaturpolizei. Was hier geschehen ist und geschieht, erinnert mich so sehr an George Orwells 1984, dass ich mich nur schwer entscheiden kann, ob ich einfach nur sprachlos oder unsagbar wütend sein soll.

Ich wurde beides in genau dieser Reihenfolge. Nach der Sprachlosigkeit folgte eine unsägliche Wut. Eine Wut, die ich dem Übersetzer (und auch dem Verlag) ins Gesicht schreien möchte!

Wer hat euch eigentlich ins Gehirn…? (Als Autor dieses Beitrags habe ich natürlich die Wahl, ob ich Schimpfworte hier ausschreibe oder es der Fantasie meiner Leserschaft überlasse). Aber es ist, verdammt noch mal, meine Entscheidung!

Darüber hat kein Lektor zu entscheiden. Und auch kein Übersetzer. Und auch kein Verleger.

Das Ende vom Lied ist, dass ich “Wem die Stunde schlägt” bisher nicht zu Ende gelesen habe. Ich habe einfach keine Lust, immer wieder über die Arroganz des Übersetzers zu stolpern und mir die Laune vermiesen zu lassen.

Dann gehe ich eher auf die Suche nach einer “alten” Übersetzung. Dort ist die Sprache vielleicht nicht auf dem Stand der heutigen (woken) Zeit, aber dafür komme ich dem Original am Nächsten. – Oder ich hole mir gleich die englische Originalausgabe.

Als Buchhändler, Leser und mündiger Bürger dieses Landes, verwahre ich mich auf das Schärfste gegen diese Art von Bevormundung und Gängelung! Bücher waren von Beginn an immer ein Ausdruck der Freiheit des Geistes und des Wortes. Sie regen Leser dazu an, sich ihre eigenen Gedanken zu machen. Das führte in der Vergangenheit zu teilweise enormen Umbrüchen und Veränderungen in der Gesellschaft. Darum sind Bücher auch “gefährlich” und Herrscher versuchten immer schon unliebsame Titel z.B. durch Verbrennen von der Bildfläche verschwinden zu lassen. Selbst in der Bundesrepublik Deutschland gibt es verbotene Bücher. – Schlimm genug. (Das ist noch mal ein ganz anderes Thema und soll hier nicht ausgeweitet werden.)

Doch offenbar ist man vom Akt der Bücherverbrennung abgekommen. Das gibt schlechte Publicity und Shitstorms in den sozialen Medien. Nein. Heute geht man anders vor: Dinge die nicht gewollt sind, Dinge, die Menschen triggern könnten, Dinge die man nicht mehr so sagt, werden einfach weggelassen oder “umgeschrieben”. Das ist Orwells Neusprech par excellence!

Niemals, wirklich niemals hätte ich vor einigen Jahren geglaubt, dass dies in unserem freiheitlichen, demokratischen Land (wieder) geschehen könnte.

Ich habe mich geirrt.

Wieviel ist Toleranz und Vielfaltgeschwafel noch wert, wenn Zensur und Manipulation in Literatur, Film und Kunst Einzug halten, um nur noch das “Genehme” zuzulassen? Müssen die Menschen dieses Landes wirklich in allen Lebensbelangen “an die Hand genommen”, vor “bösen Worten” beschützt und zu einem stromlinienförmigen Mitläufertum und Untertanenverhalten “umerzogen” werden?

Ich allein entscheide, ob ich “Schimpfworte” lesen möchte. Ich allein entscheide, was ich essen möchte. Ich allein entscheide, welchen Film ich mir anschaue. Ich allein entscheide, welche Worte ich wähle.

Meinetwegen schreibt Triggerwarnungen ins Vorwort. Weist auf, eurer Meinung nach, “problematische” Inhalte hin: aber hört damit auf, Originale umzuschreiben, zu verstümmeln und hört damit auf, mir das Denken abnehmen zu wollen!

Ob diese Inhalte für mich taugen oder nicht, entscheide ich allein!

Und ja: natürlich hat ein Autor, eine Autorin das Recht so zu schreiben, wie er oder sie es möchte. Unter Vermeidung jeden Ausdruckes, der Menschen beleidigen könnte. Unter Fortlassung aller Ausdrücke, die “man heute nicht mehr schreibt oder sagt”. Das ist euer Recht. Selbst wenn das, was ihr da schreibt mir gar nicht zusagt oder mich auf die Palme bringt. Es ist euer Recht. – Natürlich!

Und natürlich hat ein Verleger oder eine Verlegerin das Recht, ihm oder ihr angebotene Werke abzulehnen. Auch ohne ausgesprochene Begründung. Es ist euer Verlag.

Und natürlich hat ein Verlag andererseits auch das Recht, “unliebsame” Titel zu veröffentlichen. Egal, ob das jemanden passt oder nicht.

Das nennt man Freiheit.

Aber wenn ich einen Nietzsche, einen Hitler, einen Rushdie, einen Marx, einen Mao oder “nur” einen Hemmingway lesen möchte, dann möchte ich einen Nietzsche, einen Hitler, einen Rushdie, einen Marx, einen Mao oder einen Hemmingway lesen. Genau so, wie er mal geschrieben wurde. Keine Kürzungen, Verbesserungen oder sonstigen Veränderungen.

Nein Danke! – Ich denke selbst.

Obwohl es aus der Mode gekommen zu sein scheint…

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Andreas König

Selbständiger Onlinebuchhändler, Blogger, IT Dienstleister und Freelancer.

2011 habe ich, gerade 50 geworden, als Quereinsteiger die Buchhandlung König SCM Shop Fallersleben mit dem Spezialgebiet in christlicher Literatur gegründet. Fast jeden Monat gab es Veranstaltungen, ich schrieb Blog und knüpfte viel Kontakte mit lokalen und überregionalen Autorinnen und Autoren.

2021 habe ich das Ladengeschäft geschlossen und bin in den aktiven Ruhestand gegangen.

Da ich von meinen Interessen her, seit jeher breit aufgestellt bin, war und bin ich noch immer in und für die Stadt und die Region 38 aktiv unterwegs. Es ist mir ein Anliegen, dieses Gebiet nach bestem Können zu beeinflussen und möglichst nach vorne zu bringen. Jeder noch so kleine Einsatz hilft dabei.

Neben diversen Ehrenämtern und Engagements liegen meine Schwerpunkte nun auf diesem Blog in Verbindung mit dem Buch38 Onlineshop. Ich betreibe das Onlineportal UnserFallersleben.de, bin vielseitig interessiert. 

Und da ich nicht wegschauen kann, gebe ich gern auch meinen Senf dazu. Mit dem Strom zu schwimmen, war nie mein Ding.

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